Beziehungen pflegen: 5 Themen für Ihre soziale Gesundheit
Beziehungen pflegen: 5 Themen für Ihre soziale Gesundheit

Hier erfahren Sie, wie Sie in herausfordernden Zeiten Ihre Beziehungen pflegen, Konflikte vermeiden, mit Kindern umgehen und sich gegen Einsamkeit wappnen können.

Thema 1

Wie kann ich meine Beziehungen pflegen?

Pflegen Sie gerade in dieser Zeit Ihre Beziehungen. Die kann vorübergehend auch virtuell sein – rufen Sie ihre Liebsten und Freunde an, treffen Sie sich zu einer Videokonferenz. Oder vielleicht haben Sie einander schon sehr lange mehr keinen Brief geschrieben?

Für Eltern und Großeltern: Vielleicht möchten Sie ein kleines Tagebuch führen, in dem Sie über Ihre Gedanken und Gefühle für Ihre Kinder oder Enkelkinder berichten, und ihnen dies geben, sobald Sie einander wiedersehen?

Thema 2

Tipps und Maßnahmen gegen das Auftreten von Konflikten

Viele von uns verbringen im Moment ungewohnt viel Zeit in ihrem familiären Umfeld, sprich in ihrem Haushalt. Die Konflikte mit dem Partner / der Partnerin oder anderen Familienangehörigen bzw. Mitmenschen sind daher vorprogrammiert. Es kann bei einem einfachen Streit beginnen, im schlimmsten Fall jedoch mit Gewalthandlungen enden.

Klare Regeln im häuslichen Alltag können helfen 

  • Jedes Familienmitglied sollte die Möglichkeit zum Rückzug haben: ein Zimmer oder einen Platz in der Wohnung, wo man ungestört Zeit nur mit sich selbst verbringen kann.
  • Sollte sich Wut oder Ärger anbahnen, ist es wichtig, das Gespräch zu suchen, und zwar bevor die Situation eskaliert.
  • Machen Sie im Bedarfsfall allein einen ausgedehnten Spaziergang, um die Gedanken zu sortieren und den Ärger etwas zu verarbeiten.
  • Die derzeitige Situation ist für alle Familienmitglieder ungewohnt und herausfordernd – berücksichtigen Sie das. Vielleicht hilft gerade jetzt etwas mehr Nachsicht in einigen Angelegenheiten.
  • Scheuen Sie nicht davor zurück, sich im Bedarfsfall professionelle Hilfe zu holen. Bei entsprechenden Hotlines oder Krisentelefonen wird Ihnen geholfen!

ACHTUNG: Wenn Sie selbst merken, dass Sie sehr aggressive Gefühle haben bzw. versucht sind, Gewalt auszuleben oder selbst von Gewalt betroffen sind, holen Sie sich Rat und Unterstützung bei folgenden Telefon-Helplines:

Wussten Sie, dass ...

… partnerschaftliche Konflikte in einer Studie zu einer wesentlich schlechteren Heilung von Wunden und zu geringeren Spiegeln von Botenstoffen führten, die für Wundheilung wichtig sind?
Probleme in der Beziehung sind auch mit höherem Risiko von Erkrankungen verknüpft – z. B. von Herzinfarkten. 2, 3

Thema 3

SOS-Tipps bei Wut und Ärger

  • 2 Minuten etwas völlig anderes mit voller Aufmerksamkeit machen (z. B. ein Puzzle, ein Rätsel, Sudoku oder eine Geschicklichkeitsübung).
  • Bis 10 zählen, 3x langsam und tief durchatmen.
  • Die „rote Kugel“: Ich stelle mir den Ärger wie eine rote Kugel vor, die ich auf meine Hand am vor mich ausgestreckten Arm lege, und betrachte sie. Danach werfe ich die Kugel gedanklich weg und blicke ihr hinterher.

Wussten Sie, dass ...

… Enttäuschung oder Ärger zu Veränderungen des Cortisolspiegels und von Stoffwechselprodukten des Immunsystems (Neopterin) führt?
Dem folgt eine Entzündungsreaktion und anschließende mehrtägige
Unterdrückung des Immunsystems. 4

Thema 4

Tipps für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen

Isolation kann auch für unsere Jüngsten belastend sein. Das oberste Ziel in der Isolation ist daher, diese Zeit gemeinsam mit unseren Kindern möglichst stressfrei zu bewältigen. Hier finden Sie einige Ratschläge für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der jetzigen Zeit:

  • Versuchen Sie möglichst gewohnte Tagestrukturen einzuhalten und planen Sie gemeinsam klare Lern- und Freizeiten.
  • Raum für sich selbst: Definieren Sie klar abgegrenzte Stunden, in denen sich jede/r alleine beschäftigen kann und schaffen Sie Rückzugsmöglichkeiten, um jedem seinen „Ort der Ruhe“ zu ermöglichen.
  • Machen Sie gemeinsame Aktivitäten bzw. ermöglichen Sie Ihrem Kind körperliche Betätigung – natürlich im Rahmen der aktuellen Möglichkeiten. Viel Zeit im Garten, gemeinsame Spaziergänge oder sportliche Betätigung im Freien.
  • Gemeinsame Regeln: Erarbeiten Sie gemeinsam Regeln, wann und wie lange das Kind vor dem Laptop, am Mobiltelefon, der Spielkonsole oder dem TV verbringen darf, und halten Sie sich dann auch an diese Vereinbarungen.
  • Akzeptieren Sie, wenn Ihr Kind anhänglicher ist als sonst, denn es braucht vermutlich gerade jetzt Sicherheit und Geborgenheit. Ein paar herzliche Umarmungen oder das gemütliche Zusammenkuscheln tut uns jetzt allen gut.
  • Erklären Sie Ihrem Kind in altersgerechten Worten die aktuelle Situation.
    Hierzu eignet sich auch dieses Info-Video der Stadt Wien HIER

Thema 5

„Ich bin einsam – was kann ich tun?“

  • Haben Sie vielleicht die Möglichkeit, sich mit Nachbarn zumindest über den Gang, Balkon oder Gartenzaun zu unterhalten?
  • Greifen Sie zum Telefonhörer und warten Sie nicht, bis man Sie anruft.
  • Schreiben Sie Menschen, die Ihnen wichtig sind, einen handgeschriebenen Brief. Schon während des Schreibens treten wir innerlich in Kontakt mit ihnen.
  • Einige Minuten Achtsamkeit in liebevollen Gedanken an einen lieben Menschen bringen Sie ebenfalls innerlich in Kontakt. Pflegen Sie dieses Ritual täglich für 5-10 Minuten.
  • Die Telefon-Seelsorge bietet tägliche Gesprächsmöglichkeit unter der Nummer 142.
  • Die „Corona-Sorgenhotline“ ist unter 01/4000 53000 täglich von 8:00 bis 20:00 erreichbar.
  • Und ganz wichtig: bitte halten Sie durch – Sie sind nicht allein! Auch COVID-19 wird vorübergehen.

Wussten Sie, dass ...

… soziale Isolation und Einsamkeit mit erhöhter Entzündungsaktivität verknüpft sind?
Demgegenüber sind unterstützende soziale Kontakte mit erhöhter Aktivität des Immunsystems gegen Viren verknüpft. 5, 6

1  Cohen S, Doyle WJ, Skoner DP, Rabin BS, Gwaltney JM. Social ties and susceptibility to the common cold. JAMA. 25. Juni 1997;277(24):1940–4.

2  Kiecolt-Glaser JK, Loving TJ, Stowell JR, Malarkey WB, Lemeshow S, Dickinson SL, u. a. Hostile marital interactions, proinflammatory cytokine production, and wound healing. Arch Gen Psychiatry. Dezember 2005;62(12):1377–84.

3  Smith TW, Uchino BN, Berg CA, Florsheim P. Marital discord and coronary artery disease: a comparison of behaviorally defined discrete groups. J Consult Clin Psychol. Februar 2012;80(1):87–92.

4  Schubert C, Lampe A, Geser W, Noisternig B, Fuchs D, König P, u. a. Daily psychosocial stressors and cyclic response patterns in urine cortisol and neopterin in a patient with systemic lupus erythematosus. Psychoneuroendocrinology. 1. April 2003;28(3):459–73.

5  Yang YC, McClintock MK, Kozloski M, Li T. Social isolation and adult mortality: the role of chronic inflammation and sex differences. J Health Soc Behav. Juni 2013;54(2):183–203.

6  Nunes JA, Raymond SJ, Nicholas PK, Leuner JD, Webster A. Social Support, Quality of Life, Immune Function, and Health in Persons Living with HIV. J Holist Nurs. 1. Juni 1995;13(2):174–98

gemeinsamaktiv.at ist eine Initiative der Galapagos Biopharma Austria in Kooperation mit der Aidshilfe Wien, dem CED-Kompass, der Hepatitis Hilfe Österreich, der Myelom-Lymphomhilfe Österreich, der ÖMCCV (Österr. Morbus Crohn-Colitis ulcerosa Vereinigung) und der Rheumaliga Österreich.

Redaktion und wissenschaftliches Expertenteam

AT-INF-2020-04-0003 | Erstellt: Mai 2020